Um die Geschichte vom Osnabrücker Löwenpudel zu verstehen, müssen wir noch ein paar Schritte weiter zurück gehen und verstehen, was da so zwischen 777 und 785 zwischen dem zunächst heidnischen Sachsenherzog Widukind (auch: Wittekind) und dem König des Fränkischen Reichs Karl (der Große) vor sich ging.
Karl der Große führte die Sachsenkriege, die im Sommer 772 begannen, als der ein Heiligtum der Sachsen, die Irmisul, zerstörte. Die Irmisul soll bei Eresburg, heute im Hochsauerland, gewesen sein.
Widukind entstammt einem westfälischen Adelsgeschlecht. Der Name bedeutet so viel wie Waldkind. Widukind war aufsässig gegenüber Karl – so blieb es, anders als andere westfälische Adlige, der fränkischen Reichsversammlung in Paderborn (777) fern und traf statt dessen den König der Dänen Sigfrid . Ein Jahr darauf fielen die Westfalen unter der Führung Widukinds in Gebiete der Franken ein und zerstörten im Rheinland mehrere Siedlungen und begannen so einen Kleinkrieg gegen alle, die Karl dem Großen wohl gesonnen waren. Widukind und seine Gefolgsleute zerstörten weitere fränkische Siedlungen, im Gegenzug ließ Karl der Große immer wieder Sachsen hinrichten.
Man kann also sagen: Widukind war ein Stachel im Fleisch des Frankenkönigs.
Verbunden ist diese Fehde mit der Stadt Osnabrück. In der Schlacht an der Hase (ein Flüsschen in Osnabrück) um 783 gelang es Karl dem Großen nämlich in einer dreitägigen Feldschlacht den von Widukind an der Hase vereinten Sachsenstämmen eine schwere Niederlage zuzufügen. Widukind musste sich in seine Wittekindsburg im heutigen Kreis Osnabrück zurück ziehen.
Karl der Große hingegen hatte an der Hase, eben im heutigen Osnabrück, ein Bistum gegründet. Einige Jahre nach der Schlacht an der Hase wurde auf dem Gebiet eine Holzkirche geweiht, die der Vorgänger des heutigen Osnabrücker Doms ist.
Und vor dem Dom steht eben heute, mit Blick in Richtung Rathaus, die Statue eine etwas seltsam aussehenden Hundes. Eben des Löwenpudels. Der stammt allerdings keinesfalls aus der Zeit Karl des Großen. Der heutige Löwenpudel ist eine Nachbildung aus den 1920ern eines älteren Denkmals.
Die Sage um den Löwenpudel von Osnabrück
Nach der Schlacht an der Hase, Widukinds Flucht und dem Bau der Kirche auf dem Gebiet der Stadt kümmerte sich Karl wieder um sein fränkisches Reich und andere Schlachten. Seine Schwester blieb, mit Franken und Sachsen, in Osnabrück. Sie war verheiratet mit einem christlichen Sachsen. Die Osnabrücker aber sympathisierten zunehmend mit Widukind, der in seiner Wittekindsburg geflohen war und damit aber eben nicht aus der Welt. Karl war so erbost darüber, dass er sich auf den Weg nach Osnabrück machte und schwor vor Gott, das erste Lebewesen, das ihm bei seinem Einzug nach Osnabrück entgegen trete, zu töten, indem er ihm den Kopf abschlage.
Als Karl nun nach Osnabrück einzog, war es aber seine eigene Schwester, die ihm entgegen traten, wohl in der Hoffnung, ihr Bruder würde sie verschonen. Ihr Plan war es, den eigenen Bruder um Gnade für die Bürger der Stadt zu bitten. Karl sah, dass es seine eigene Schwester war, an der er seinen Schwur würde umsetzen oder brechen müssen und so fehlte er Gott und den Himmel an, er möge ihn aus dieser sehr misslichen Lage befreien.
Da lief plötzlich der Hund seiner Schwester, ihr Lieblings-Pudel, an ihr vorbei und stürmte auf Karl zu, den er natürlich erkannte. Der Hund sprang Karl an und leckte ihm die Hand. Die Hand, mit der Karl ihn sodann tötete. Der Hund hatte es dem Frankenkönig ermöglicht, das Gesicht zu wahren und seinen Schwur zu halten, ohne seine Schwester oder irgendeinen anderen Menschen töten zu müssen.
Die Bürger der Stadt Osnabrück ließen dem Pudel daraufhin ein Denkmal bauen und nannten ihn fortan den Löwenpudel.